Der FSV Rimbach war eine „Herzensangelegenheit“

Interview mit Ylli Cermjani

  Ylli Cermjani im Trikot des FSV Blau-Weiss Rimbach

 

Hallo Ylli, das letzte Saisonspiel des FSV Rimbach gegen die FSG Bensheim ist nun ein paar Tage her. Während der letzten Saisonspiele hast du dich mit einer Oberschenkel-Verletzung herumgeschlagen, in Lorsch musstest du komplett aussetzen. Wie geht es dir, alles wieder gut?

Die Verletzung kam natürlich zum ungünstigsten Zeitpunkt. Eigentlich hätte ich nicht spielen dürfen gegen Bensheim aber ich wollte die Mannschaft nicht im Stich lassen. Leider hat es dann trotzdem nicht gereicht. Mir geht es jetzt mittlerweile besser. Die Verletzung ist auskuriert.

 

Die Rimbacher Mannschaft hat in den letzten beiden Spielen die 4 Punkte Vorsprung auf den TSV Reichenbach nicht verteidigen können, da Verletzungen von wichtigen Spielern zum falschen Zeitpunkt eingetreten sind. Die Enttäuschung wich aber schnell der Freude über den erreichten dritten Tabellenplatz. Wie hast du das empfunden?

Das Verletzungspech kam zwei Wochen vor Saisonende. Viele haben angeschlagen gespielt, aber wir konnten die Ausfälle mit unserem kleinen Kader nicht kompensieren. Es mussten immer wieder A-Junioren aushelfen, die ihren Job aber gut erledigt haben. Jetzt, 2 Wochen später, bin ich dennoch stolz, dass wir die Runde mit einem relativ kleinen Kader so gerockt haben.

 

Selten hat eine FSV-Mannschaft so viel Offensiv-Spektakel veranstaltet wie in dieser Saison. Ihr habt mit 86 Treffern die zweitmeisten der Liga erzielt und wurdet Erster in der Heimtabelle. Amir Duric und du habt zusammen 50 Tore gemacht. Wie hast du das Zusammenspiel mit ihm empfunden?

Es war teilweise unfassbar. Wir wussten, dass wir gut sind. Aber das wir so weit Vorne mitmischen, hätten wir nicht gedacht. Amir und ich haben uns blind verstanden. Das habe ich im ersten Training sofort gemerkt und ich wusste, dass ich ihn gut mit Vorlagen füttern kann. Er ist mit der beste Stürmer hier im Umkreis. Von seinen 28 Toren habe ich ihm knapp 20 direkt vorgelegt. Dies sagt so einiges aus über unser perfektes  Zusammenspiel. Es war großartig!

 Amir Duric und Ylli Cermjani – ein Dreamteam!  Bildquelle: SV Kirschhausen/Fussball.de

 

Du warst in der Jugend bei einigen Vereinen unterwegs. Begonnen hast du in Rimbach. Über die TSG Weinheim, den  SV Waldhof Mannheim und den 1.FC Kaiserslautern bist du bei der U 17 des FC Ingolstadt gelandet und danach in der U 19 beim 1.FC Saarbrücken. Du hast 46 Junioren-Bundesligaspiele und zwei Junioren-Länderspiele für Albanien bestritten. Dabei hast du natürlich auch viele Trainer kennengelernt, u. a. den Ex-Bundesligaprofi Altin Lala. Ist es so, dass man als junger Spieler von jedem Trainer Neues mitnimmt? Und was sagst du zu der Arbeit von Ayhan Özdemir, deinem Coach in Rimbach?

Ich hatte wirklich schon einige Trainer in meiner Karriere und immer versucht, das Positive mitzunehmen. Dadurch konnte ich vielseitiger werden in meinem Spiel.

Ayhan ist ein Top Trainer in Rimbach! Er hat sich immer viel Zeit für mich genommen und mir das Selbstvertrauen gegeben, welches ich nicht mehr hatte in den letzten Jahren. Das Gefühl, wieder alles erreichen zu können mit meinen Qualitäten. Er nimmt sich besonders viel Zeit für Jüngere Spieler. Er baut auf die Jugend was sehr wichtig heutzutage ist.

 

Da muss ich natürlich kurz nachhaken. Warum war dein Selbstvertrauen plötzlich weg?

 Weil die Trainer mich auf der falschen Position eingesetzt hatten. Das war für mich sehr schwierig  in der Vergangenheit. In der Nationalmannschaft Albaniens galt ich als bester Offensiv Spieler. Bis zur U17 habe ich die Jugend gerockt. Dann wurde mein Spielstil geändert. Ich wurde zum Außenverteidiger umgeschult. Von der U17 bis zum Ende der U19. Das ist auch der Grund, wieso ich mein Ziel nicht direkt erreichen konnte. Auf der Position bin ich nicht gut genug und da haben die jeweiligen Trainer in mir etwas gesehen, was ich bis heute nicht nachvollziehen kann.

Das war eine sehr schwierige Zeit für mich. Es ist ein großes Wagnis, aus einem torgefährlichen Spielmacher einen Verteidiger machen. Bei mir hat das nicht funktioniert.

Teilweise war es dann auch so, dass nicht immer der bessere gespielt hat, sondern persönliche Belange den Ausschlag für die Aufstellung gaben. So musste ich mich der neuen Position anpassen. Ich blicke ungern zu den Vereinen zurück wo ich als Verteidiger gespielt habe. Aber das ist Vergangenheit. In Rimbach habe ich das nötige Selbstvertrauen wieder gewonnen und durch die vielen Interessenten fühle ich mich in meiner Meinung bestätigt.

 

Nachdem du es beim 1.FC Saarbrücken als Verteidiger  nicht in den Kader der Regionalliga-Mannschaft geschafft hast,  bist du zu Blau-Weiß Rimbach zurückgekehrt, um erst einmal deine Ausbildung zu beenden, Hast du dieses Ziel erreicht?

Ja zum Glück. Die Ausbildung habe ich hinter mir und bin da sehr stolz drauf.

    

Für deinen Heimatverein war es natürlich ein Segen, dass du in dieser Zeit für den FSV gespielt hast. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass du der beste Spieler in der Kreisliga A Bergstraße warst. Im Dezember warst du zu einem Probetraining bei FK Partizani Tirana, dem albanischen Vizemeister, der in der abgelaufenen Saison erst in der dritten Quali-Runde zur Champions-League an RB Salzburg und dann in der Europa-League an FK Krasnodar scheiterte. Die Albaner wollten dich verpflichten, du bist aber in den Odenwald zurückgekommen. Warum?

Ja, das stimmt, ich hätte nach Albanien wechseln können, aber die Umstände haben mir dort unten nicht gefallen. Es war ein enormer Unterschied zum Fußball und vor allem dem Umfeld und dem Leben hierzulande. Und gerade für einen jungen Spieler stellt ein solcher Wechsel ein hohes Risiko dar. Ich möchte mich dann doch lieber in Deutschland beweisen. Die Entscheidung habe ich dann schnell getroffen und das Angebot abgelehnt.

 

Wir wussten beim FSV Rimbach, dass du ein Mann bist, der durch seine Zuverlässigkeit besticht und zu seinem Wort steht. Wir waren fest davon überzeugt, dass du uns in der Winterpause verlassen würdest und haben Purzelbäume vor Freude geschlagen, als du uns eine Woche vor Weihnachten informiert hast, dass du zu uns zurückkommen wirst. Das war für uns wie ein Weihnachtsgeschenk! Es gab aber auch Angebote von höherklassigen Vereinen aus der Umgebung. Warum bist du nach Rimbach zurückgekommen?

Dies war eine Herzensentscheidung. Ich hatte viele Angebote aus der Region. Aber eine Sache habe ich in meiner bisherigen Karriere gelernt: Man sollte immer auf sein Herz hören und deswegen habe ich dem FSV die Zusage gegeben, die Runde hier zu beenden und dann im Sommer den Verein zu verlassen. Ich bereue keine Sekunde. Bei meinen früheren Vereinswechseln habe ich nicht immer mit dem Herzen entschieden, diesen Fehler wollte ich nicht noch einmal begehen.

 

Noch eine letzte Frage zum FSV. Den sportlich Verantwortlichen ist es in den letzten beiden Jahren gelungen, sportlich stabilere Kader auf die Beine zu stellen. Wie siehst du den Verein rund um diese Leute aufgestellt und was denkst du, wie er sich, auch mit den nun dazukommenden A-Junioren, weiter entwickeln wird?

Ich hoffe, dass ich den Jungs etwas mitgeben konnte. Es ist eine super Truppe mit tollen Spielern. Die Trainer und der Vorstand harmonieren hervorragend. Die A Jugend ist eine Waffe für die Zukunft. Wenn die noch ein wenig über sich hinaus wächst und auf dem Platz frecher werden kann, dann wird am Ende etwas sehr Positives dabei herauskommen. Es liegt also an den Junioren selbst, was sie mit den Möglichkeiten machen. Es ist vieles gegeben. Mit Thomas Ginader als sportlichem Leiter und Steffen Dörr als Spielausschußvorsitzendem sind die richtigen Leute an der richtigen Stelle, die einem tollen Job erledigen, auch wenn es gerade für sie manchmal sehr nervenaufreibend ist.

 

    Verabschiedung durch den sportlichen Leiter, Thomas Ginader

 

 

Zur neuen Saison wirst du in der Oberliga Baden-Württemberg für die TSG 62/09 Weinheim am Ball sein. Dort hat sich trotz des Aufstieges aus der Verbandsliga das Personalkarussell heftig gedreht. Die Mannschaft wird quasi komplett neu zusammengestellt und hat mit Christian Schmitt von der KSG Mitlechtern auch einen neuen Trainer. Hast du irgendwelche Vorstellungen, wie die kommende Saison dort ablaufen sollte? 

Ich freue mich riesig auf die neue Saison. Die TSG ist auch einer meiner Herzensvereine, dort habe ich 5 Jahre in den Jugendmannschaften gespielt. Die kommende Saison wird eine mega Herausforderung für die neue Mannschaft sein. Genaue Vorstellungen habe ich jetzt nicht, aber wir werden uns alle zusammensetzen um unsere gemeinsame Ziele klar zu formulieren und diese gilt es dann auch zu erreichen.

Den neuen Weinheimer Trainer Christian Schmitt kenne ich sehr gut. Unter ihm ich habe ich beim Waldhof gespielt. Wir waren damals sehr erfolgreich und sind unter anderem in die Junioren-Bundesliga aufgestiegen.

 

Du willst dich durch den Wechsel in einer höheren Spielklasse beweisen. Was sind deine mittelfristigen sportlichen Ziele? Oder anders gefragt … wenn es mit den Weinheimern gut läuft, sehen wir dich dann irgendwann in einer Profiliga?

Dies werden wir dann sehen. Mein Ziel ist es auf jeden Fall Profi zu werden. Ich habe jetzt wieder von Vorne angefangen, weil ich die Ausbildung beenden wollte! Dies habe ich jetzt hinter mir. Ich bin jetzt im Kopf weiter also vorher. Ich bin besser geworden und viel reifer. Ich bin wirklich sehr ehrgeizig, habe ein klares Ziel vor Augen und gebe mich nie zufrieden. Ich will immer besser werden um mein Ziel Fußballprofi erreichen zu können. Daran glaube und kämpfe ich.

 

Meine Mutter spielt da noch eine große Rolle in meiner Karriere. Sie glaubt  an dieses große Ziel, auch  wenn ich nun in die Heimat zurückgekehrt bin. Sie gibt mir die nötige Motivation und Kraft es nach oben zu schaffen. Sie ist der Hauptgrund,  warum ich so viel versuche um es zu erreichen. Sei es in Deutschland oder im Ausland irgendwann.

Ich will da weitermachen wo ich in Rimbach aufgehört habe. Versuchen, jeden Tag besser zu werden und möglichst viele Vorlagen und Tore zu schießen um der Mannschaft zu helfen.

 

Wie vorhin bereits erwähnt, stehst du zu deinem Wort. Du hast uns versprochen, deine Karriere einmal in Rimbach zu beenden. Wir werden dich dann also in etwa 20 Jahren beim Wort nehmen und dich vom FC Bayern zurückholen *zwinker*

Ja! genauso habe ich es gesagt. Der FSV Rimbach wird der letzte Verein sein für die ich an Wochenenden auflaufen werde. in 20 Jahren etwa *Grinser*

 

 Mit Ylli Cermjani sprach Roland Rettig, 2. Vorsitzender des FSV Blau-Weiss Rimbach