Zur Unterbrechung der Saison

Worte von Roland Rettig und weiteren Odenwälder Funktionären (Presse OZ)

Liebe FSV´ler,

am Sonntagmorgen hat der Fußballkreis den vergangenen Spieltag aufgrund der dynamischen Infektionslage in unserem Landkreis kurzfristig abgesetzt.

Für uns ist es natürlich schade, da unsere 1. Mannschaft mit 3 Siegen in Folge einen sehr guten Lauf hatte und wir guter Dinge waren, auch in Hofheim und in den kommenden Spielen zu punkten. Für den FSV Rimbach kommt die Pause aus rein sportlicher Sicht deshalb natürlich absolut ungelegen.

Dennoch war die Entscheidung zur Unterbrechung aus meiner Sicht die einzig Richtige und definitiv unumgänglich. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, im Frühjahr bei vergleichsweise niedrigen Fallzahlen eine ganze Saison abzubrechen und jetzt, wo das dynamische Infektionsgeschehen enorme Ausmaße annimmt, im öffentlichen Raum drastische Kontaktbeschränkungen gelten und wir womöglich kurz vor einem weiteren Lockdown stehen, Fußballspiele mit 100 Zuschauern auszutragen. Das geht halt einfach nicht.

Ich weiß, dass viele unserer Spieler die Sachlage möglicherweise anders sehen und die Unterbrechung der Saison nicht akzeptieren wollen, mir geht es grundsätzlich ja genauso. Aber wir müssen uns alle bewusst sein, dass der Kreis Bergstraße (wie so viele andere auch) derzeit ein Risikogebiet ist. Es geht auch nicht nur darum die Spieler, Funktionäre und Zuschauer zu schützen, sondern auch deren Familien und Kinder. Kurzum: Es geht um die Gesundheit aller!

Bereits in den letzten Wochen sind sehr viele Spiele auf Kreisebene wegen dem Virus abgesetzt worden, es entstehen völlig verzerrte Tabellenbilder, so auch in der Kreisliga B. Den Vereinen fehlen nicht nur erkrankte Spieler, viele melden sich auch ab, weil deren Arbeitgeber entsprechenden Druck ausüben, damit sie nicht auf ihre Mitarbeiter aufgrund von Quarantäne-Maßnahmen verzichten müssen.

Über den kurzfristigen Zeitpunkt der Absage am Sonntagmorgen werden jetzt einige diskutieren, aber die Hauptsache aus meiner Sicht ist, dass gehandelt wurde. Es gibt im Moment wichtigere Dinge als Amateurfussballspiele. Trotz aller Hygienekonzepte steht die Gesundheit von Spielern, Funktionären, Zuschauern und deren Familien an erster Stelle, das sollte uns allen bewusst sein.

Der Kreisfussballausschuss hat bis zuletzt daran festgehalten, den Fußballern die Möglichkeit zu geben, ihren Sport weiter ausüben zu können. Das war gut so, aber aufgrund der momentanen Situation nicht mehr zu verantworten.

Ich hoffe sehr und wünsche mir, dass die Fallzahlen in den nächsten Tagen wieder deutlich sinken und wir dann hoffentlich im November wieder spielen können.

Passt auf Euch auf, verliert nicht den Mut und bleibt gesund

Roland Rettig

2. Vorsitzender

www.wnoz.de:

Südhessen sagt ab

Kreis Bergstraße. Der Hessische Fußball-Verband (HFV) wartet weiter ab, die Fußballkreise in Südhessen dagegen handeln. Am Sonntagmorgen überschlugen sich die Ereignisse. Zunächst wurden von den Klassenleitern Reiner Held (Bürstadt) und Martin Wecht (Rimbach) alle Spiele in den Bergsträßer Kreisligen angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen abgesagt, kurz darauf folgte auch die Absetzung der Spiele in der Verbandsliga Süd und Gruppenliga. Damit war nur noch die Hessenliga am Ball.

In Südhessen gingen am Wochenende nach und nach die Läden runter. Im Fußballkreis Groß-Gerau war bereits am Freitag aufgrund einer behördlichen Anordnung Kontaktsport untersagt. Der Hessische Fußball-Verband überließ die Entscheidung seinen Kreisfußballwarten. Die Kreise Dieburg, Odenwald, Darmstadt und auch die Bergstraße kamen schließlich kurzfristig nicht zuletzt dem Druck der Vereine nach, von denen die meisten nicht spielen wollten.

Orientiert am Eskalationskonzept (Ampelsystem) des Landes Hessen beobachte der Hessische Fußball-Verband die Lage vor Ort sehr genau und stehe in engem und regelmäßigen Austausch mit den zuständigen Behörden, hieß es am Samstagabend von Verbandsseite in einer Pressemitteilung. Die derzeit geltenden Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus würden dabei vollumfänglich von Verband und Vereinen umgesetzt. Zielführend könne und müsse es aber sein, eine landesweit einheitliche Regelung bezüglich des Ampelsystems zu finden.

„Die Gesundheit der Fußballerinnen und Fußballer steht an oberster Stelle. Sollte die Erforderlichkeit bestehen, den Spielbetrieb vorübergehend auszusetzen, so wird dies verantwortungsvoll vor Ort entschieden. Der HFV hält weiterhin an seiner Linie fest, den Spielbetrieb dort, wo er verordnungsmäßig möglich ist, aufrechtzuerhalten“, so der Verband. Eine erneute Bewertung der Situation ist im Rahmen des Verbandsvorstandes am Donnerstag (29.) geplant.

Im Odenwald stießen die Absagen zum Großteil auf Verständnis, wie eine OZ-Umfrage zeigt.


Rana Nag, Sportmanager des SV Unter-Flockenbach: „Ich finde die Maßnahme vernünftig. Obwohl es aus sportlicher Sicht sicherlich schmerzt und die Verbandsverantwortlichen vor große Aufgaben stellt, müssen wir wohl alle vernünftig sein. Neben unserer sozialen Verantwortung in unserem familiären Umfeld sind wir Amateure alle berufstätig. Hier haben wir auch eine Verantwortung gegenüber unseren Arbeitgebern. In Verdachtsfällen müssten wir alle großflächig in Quarantäne. Das geht derzeit nicht. Selbst wenn es mal eine Saison ohne Auf- und Absteiger gibt, ist es verkraftbar.“


Frank Ester, Sportmanager des FC Fürth: „Das war heute ein interessanter Vormittag. Aber es wurde noch die richtige Entscheidung getroffen. Der Weg dorthin war vielleicht ein kleines bisschen unglücklich, aber es ist nicht so einfach für die Verantwortlichen. Irgendjemand wird immer mit dem Finger deuten und sagen, ‘hätten wir doch mal‘. Wenn man das öffentliche Leben immer mehr einschränkt und immer mehr Vorschriften und Verhaltensregeln bekommt, dann sollte sich der Fußball dem einfach mal unterordnen. Die Gesundheit steht an erster Stelle. Nachdem in den Kreisligen alles abgesagt worden war, machte es auch keinen Sinn, in der Gruppen- oder Verbandsliga noch zu spielen.“

Philipp Weißmüller, Spielertrainer des VfL Birkenau: „Wenn man die steigenden Corona-Zahlen zugrunde legt, dann ist eine Absage richtig. Ist es jedoch sinnvoll, mal einen Spieltag abzusagen und dann in ein paar Tagen weiterzumachen? Auch die unterschiedliche Handhabung der Gesundheitsämter rund um unseren Fußballkreis macht es nicht leicht, alles nachzuvollziehen. Es macht mich einfach traurig, dass dieses Virus unseren gesamten Alltag bestimmt und eben auch unser gemeinsames Hobby, den Fußball, einnimmt. Auch als Lehrer höre ich jeden Tag kaum noch etwas anderes als Corona hier und Corona dort, es ist schon eine sehr anstrengende Zeit. Das Einzige, was für mich klar ist, ist, dass Fußball keine Sonderrolle einnehmen darf.“

Tabellarischer Flickenteppich

Ludwig Brenner, Trainer des SV Fürth: „Die Absage trifft uns alle, die wir gerne Fußball spielen und im Wettbewerb stehen, hart. Aber in diesen Zeiten und bei ständig steigender Infektionszahl musste man mit dieser Entwicklung rechnen. Ich kann sie absolut nachvollziehen. Die Spiele auszutragen, da wo es möglich ist, und dabei einen tabellarischen Flickenteppich zu erzeugen, würde eine totale Wettbewerbsverzerrung bedeuten. So wird es hoffentlich irgendwann einen Re-Start mit gleichen Chancen für alle Mannschaften geben. Der SV Fürth ist aufgrund der sportlichen Situation besonders betroffen (Tabellenführer der Kreisoberliga, Anm. d. Red.), aber die Gesundheit aller und der Kampf gegen die Pandemie muss in den Vordergrund treten. Die Fußballer setzen ein Zeichen, und ich würde mir wünschen, dass andere Teile der Bevölkerung ebenso einsichtig wären.“


Marcus Lauer, Trainer der SG Unter-Abtsteinach: „Für mich ist die Verlegung unverständlich. Es gibt klare Hygienekonzepte, und wir spielen schon seit einem halben Jahr, ohne dass sich nachweislich jemand beim Fußball infiziert hat. Mir fehlen die Transparenz und eine klare Analyse bis in die Tiefe. Auch wenn es sich hart anhört, aber sich nur auf die Fallzahlen zu konzentrieren, ist mir zu einfach. Wir sind zwar nur ein Amateurverein, aber irgendwann ist auch die Existenz bei den Kleinen gefährdet. Mich stört außerdem, dass Vereine, die ihren Zielen nicht nachkommen, jetzt die Corona-Karte spielen, immer mehr verlegen und es am Ende vielleicht wieder zu einer Annullierung der Saison kommt. Das finde ich bedauerlich. Jeder Einzelne sollte für sich entscheiden, ob er weiterspielt, aber man sollte nicht den ganzen Amateursport zerstören. Wenn Vereine in dieser Phase keine Lust mehr haben, dann sollen sie ihre Mannschaften zurückziehen.“


Georg Maurer, Abteilungsleiter der SG Odin Wald-Michelbach: „ Es war nach der Entwicklung der letzten Tage die einzig vernünftige Entscheidung. Ich hätte mir jedoch gewünscht, dass man die Entscheidung nicht auf den letzten Drücker trifft, sondern den Vereinen auch mehr Planungssicherheit gibt, denn es sind doch einige Aufgaben zu erledigen wenn man ein Heimspiel hat. Ich hatte dem Verband bereits am Samstagvormittag unsere Bedenken schriftlich zukommen lassen. Einige Vereine bestätigten meinen Eindruck, dass niemand – Politik oder Verband – Verantwortung übernehmen will und letztlich die Vereine wieder mal alleinegelassen werden.“


Christoph Schamber, Spielertrainer der KSG Mitlechtern: „Ich unterstütze die Absage. Es gibt Wichtigeres, als Fußball zu spielen. Wir müssen von Woche zu Woche oder von Monat zu Monat denken und versuchen, irgendwann mit der Situation zu leben. Aber angesichts der momentanen Zahlen macht es gar keinen Sinn.“


Sandro Riebel, Spielertrainer des TSV Aschbach: „Meiner Meinung nach ist die Entscheidung bei der aktuellen Lage vollkommen nachvollziehbar. Die Gesundheit der Spieler, Betreuer, Zuschauer und was alles dazugehört, muss im Vordergrund stehen. Es ist auch immer noch nur ein Hobby in den Klassen, wo wir spielen.“


Jan Schörling, Spielertrainer des SV Lörzenbach: „Ich finde es in der aktuellen Situation absolut nachvollziehbar und persönlich mehr als richtig, den Spieltag abzusagen. Wir haben eine Verantwortungspflicht unseren Spielern gegenüber. Und es geht hier um die Gesundheit jedes Einzelnen. Und diese steht vor allem anderen. Auch bei uns – wie auch in vielen anderen Vereinen – haben sich einige Spieler abgemeldet, da sie privat wie beruflich aktuell das Risiko einer Ansteckung nicht eingehen wollten.“

Amir Duric, Spielertrainer des FSV Rimbach: „Es ist sehr traurig, was momentan abgeht. Es wurde auf unfaire Weise entschieden. Die Jungs wollen weiterspielen und sind alle sehr durcheinander. Sie wissen nicht, was sie noch glauben sollen. Ich denke, dass in diesem Jahr kein Fußball mehr gespielt wird. Man muss das akzeptieren, auch wenn es sehr schwerfällt.“


Roland Rettig, Zweiter Vorsitzender des FSV Rimbach: „Für uns ist es natürlich schade, da wir mit drei Siegen in Folge einen guten Lauf hatten. Dennoch war die Entscheidung zur Unterbrechung die einzig richtige und definitiv unumgänglich. Über den Zeitpunkt der Absage am Sonntagmorgen werden jetzt einige diskutieren, aber die Hauptsache ist, dass gehandelt wurde. Es gibt im Moment wichtigere Dinge als Amateurfußballspiele.“ beg