Die Blau-Weißen machen das Weiherhausstadion zum Tollhaus

Der FSV Rimbach ist Meister

Jetzt geht’s nicht nur um die berühmte Wurscht, am Pfingstsamstag ging es um alles für den Tabellenführer FSV Rimbach. Ein Punkt noch im Weiherhausstadion und die Blau-Weißen wären Meister der Kreisliga B und Wiederaufsteiger in die A-Klasse nach drei Jahren Abstinenz. Die letzte Meisterschaft ist schon eine Ewigkeit her, vor mehr als einem halben Jahrhundert, genauer gesagt vor 53 Jahren, also 1969 gab es die letzte Meisterschale für den FSV, damals in der Kreisklasse C-Ost und den damit verbundenen Aufstieg in die B-Klasse. 17 Jahre zuvor, also im Jahre 1952, zwei Jahre nach der Gründung der Blau-Weißen, wurden die Rimbacher Meister der Klasse Weschnitztal/Überwald und stiegen in die A-Klasse auf. Insgesamt ist es der vierte Aufstieg in die A-Klasse nach 1952, 1978 und 1990, damals nach einer Klassen-Neueinteilung mit Relegationsspielen.

Beim Aufstieg in der Saison 1977/78 vor 1700 Zuschauern am letzten Spieltag beim SV Hammelbach, hütete Spielausschussvorsitzender Peter Schmitt noch das Tor, der auch heute noch gerne hinter dem Gehäuse den FSV-Keeper Julian Blümle unterstützt. Sollte jetzt direkt zu Beginn des Rimbacher Pfingstmarkt der große Coup in Auerbach gelingen, würden die Blau-Weißen Jungs Heldenstatus erreichen und in den „FSV-Olymp“ aufsteigen. Dafür muss bei der KOL-Reserve des TSV Rot-Weiß Auerbach der letzte Schritt gemacht werden.

Im Hinspiel gewann der B-Klassen-Primus eine turbulente und torreiche Partie nach dreimaligem Rückstand noch mit 4:3 Toren gegen eine spielerisch bärenstarke Truppe. Nach ihrem Aufstieg aus der C-Klasse in der Saison 2019/20 belegten die Weiherhäuser einen hervorragenden dritten Platz in der Folgesaison. In der laufenden Runde hielten sich die Rot-Weißen bis zum 17. Spieltag immer unter den besten sechs der Tabelle, ehe es im Neuen Jahr nicht mehr ganz so rund lief. Im Moment stehen die Auerbacher auf einem 8. Platz der Gesamttabelle und sind das achtbeste Heimteam mit 28 Punkten und 49:29 Toren nach 14 Spielen. Auswärts reichte es bisher nur zu Platz 12 mit 15 Punkten und 27:36 Toren nach 16 Spielen. Ihr bester Torschütze ist Karsten Block mit 11 Toren auf Rang 15 der Torschützenliste, fällt aber derzeit verletzt aus. In den letzten fünf Spielen ging der TSV zweimal als Sieger vom Platz, spielte zweimal Remis und verlor mit 1:5 beim Abstiegskandidaten SV Fürth II mit 1:5 Toren. Auch vor dem heutigen Aufeinandertreffen können die Rot-Weißen nicht ihre beste Elf aufbieten, wollen den Blau-Weißen Überfliegern aber trotzdem nichts schenken.

Rund 200 Zuschauer, darunter 150 Rimbacher, sahen eine unverändert auflaufende Siegeself aus Affolterbach auf dem Kunstrasen in Auerbach. Unter der Leitung von Schiedsrichter Erhan Yikar von der SG Eiche Darmstadt übernahmen die Gäste sofort das Kommando und ließen eigentlich keinen Zweifel aufkommen, wer hier und heute die Meisterschaft holen wollte. Schon nach zwei Minuten schoss Amir Duric unter Bedrängnis neben das Tor. Der FSV bestimmte weiterhin das Geschehen, hatte 70 % Ballbesitz und ließ den eigenen Anhang nach 14 Umdrehungen zum ersten Male jubeln. Nach Vorlage von Patrick Feller erzielte der freie Ermin Karadolami aus rechter Position das frühe 0:1.

Der Tabellenführer spielte weiter konzentriert, ließ im ganzen Spiel nur zwei harmlose Torschüsse zu und machte vorne Druck. Nach 32 Minuten erzielte Patrick Feller den zweiten Treffer, vorausgegangen war ein starkes Zuspiel von Amir Duric auf den Torschützen des 0:1, der querlegte, so dass der Auerbacher Torhüter nur prallen ließ und der Rimbacher Torjäger locker einschieben konnte. In der 32. Minute scheiterte Felix Plücker noch mit einem Spitzkick am gegnerischen Schlussmann, aber acht Minuten später machte Spielertrainer Amir Duric, nach einem Querpass von Patrick Feller höchstpersönlich schon den Deckel drauf. Zwei Minuten vor dem Halbzeitpfiff mussten die Gäste wechseln, für den angeschlagenen Felix Plücker kam Gianluca Müller aufs Feld. Die Chance auf den vierten Treffer vor der Pause hatte sogar noch Patrick Feller, als der TSV-Schlussmann einen Freistoß von Christian Kohl nicht festhalten konnte, dafür aber den Nachschuss des Sturmführers parierte.

Zur zweiten Halbzeit kamen nicht nur 22 Akteure wieder auf den Platz, auch die Sonne zeigte sich verstärkt und gab dann Vollgas wie auch die FSV`ler. Die erste Möglichkeit hatte Gianni Müller nach einem genauen Diagonalball von Christian Kohl, doch der Schuss ging über das Gehäuse der Gastgeber. Nach 56 Minuten kamen dann die Hausherren zu ihrer einzigen Möglichkeit, als ein als Flanke gedachter Freistoß an mehreren Spielern vorbeiflog und an den Pfosten klatschte. Bei den Gästen gab es dann den nächsten Wechsel, für Loris Ginader übernahm Christopher Schwind die rechte Abwehrseite. In der 64. Minute scheiterte Amir Duric am Keeper, vorausgegangen war ein Steckpass von Timo Spies, wie auch sieben Minuten später Ermin Karadolami nach Vorlage des Rimbacher Spielertrainers. Besser machte es Okan Ceneli, der in der 72. Minute nach einem Eckball zum 0:4 einnickte.

Allerspätestens zu diesem Zeitpunkt war im Rimbacher Fanblock die Hölle los, der mitgereiste Anhang feierte abwechselnd die Mannschaft und auch ein bisschen sich selbst. Nur der 1. Vorsitzende Steffen Dörr hielt noch den Ball flach und verwies auf den alten Spruch, ein Spiel dauert doch 90 Minuten plus X. Dies änderte aber nichts an der Stimmung hinter der Bande, die unter stehenden Ovationen die Einwechslung des lange verletzten Jonas Keil nach 82 Minuten feierten, der für Patrick Feller auf dem Platz kam und beinahe noch den fünften Treffer gemacht hätte. Den machte dann Ermin Karadolami nach 86 Minuten auf Vorlage von Amir Duric, nachdem er eine Minute zuvor nur die Latte getroffen hatte.

Da lief bei den Fans schon „The Final Countdown“ und kurz vor Schluss dann von Queen wie es sich gehört, „We are the Champions“. Dar war auf dem Spielfeld schon Schaulaufen für den vorzeitigen Meister angesagt und als der Schiedsrichter die Partie beendete, gab es bei den Spielern und den Fans kein Halten mehr. Ruckzuck waren die Aufstiegsshirts an den Mann gebracht und es begannen die Jubelarien, die feierlichen Gesänge und die Sekt- und Bierduschen. Auch ein paar Tränen wurden von manchen vergossen, nicht nur aus Freude, auch der ganze Druck der letzten Tage nach der Heimniederlage gegen Mörlenbach, fiel von einigen endgültig ab.

Nach 33 Spieltagen, nächste Woche geht ja das letzte Spiel gegen Türkspor Wamiba kampflos an den Meister, steht der FSV Blau-Weiß Rimbach mit 79 Punkten und 113:40 Toren an der Spitze und kam dabei zu 27 Siegen, 4 Unentschieden und 3 Niederlagen. Trotz dieser starken und eindrucksvollen Bilanz, darf man den Zweitplatzierten SV/BSC Mörlenbach nicht vergessen, der einzige ernsthafte Verfolger, der zum Schluss wieder ganz dicht im Nacken der Blau-Weißen saß und diese zu dieser außergewöhnlichen Leistung praktisch „getrieben“ hatte. So wie es jetzt aussieht, werden auch die Mörlenbacher, die mit Spielertrainer Riza Aydogan abends auch einer der ersten Gratulanten waren, den FSV mit in die Kreisliga A begleiten. Einen besseren Zeitpunkt hätte es für die Meisterschaft eigentlich nicht geben können, denn nach dem „Vorglühen“ im FSV-Stadion mit dem berühmten“ Bachwasser“ ging es auf den Rimbacher Pfingstmarkt zu einer langen Meister- und Aufstiegssause. Am Sonntag dann der Höhepunkt mit dem Umzug auf dem Pfingstmarkt, bei dem die Mannschaft auf ihrem Meisterwagen von Robert Hechler durch die Rimbacher Gemeinde chauffiert wurde. WB