„Wir Deutschen sind unbeliebt“
WN/OZ-Podcast: TikToker Okan Ceneli aus Mörlenbach bei der Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar – Im Podcast erzählt er von seinen Eindrücken von vor Ort.
Mörlenbach. Erst kürzlich übte das Europaparlament erneute Kritik an der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 aufgrund der Menschrechtslage in Katar. Generell wurden viele Stimmen vor und auch während der Weltmeisterschaft in Bezug auf das Austragungsland laut. Verbot der „One Love“-Armbinden, Bestechung und Korruption innerhalb der FIFA und nicht zuletzt die Diskussion um den Schutz von sogenannten Wanderarbeitern. Dies sind lediglich Auszüge aus einer sehr umstrittenen WM.
Als großer Fußballfanatiker und Deutschlands größter Fußball-Content-Creator in den Sozialen Kanälen wie TikTok und Co. wollte sich Okan Ceneli aus Mörlenbach selbst ein Bild vor Ort machen. Anfang Dezember flog er nach Dubai mit dem Ziel, sich in Doha (Katar) das Spiel Serbien gegen die Schweiz live im Stadion anzuschauen. „Zum Übernachten fiel unsere Wahl auf Dubai. In Katar während der Weltmeisterschaft ein Hotelzimmer zu bekommen, ist fast unmöglich. Selbst für die oft kritisierten Zelte als Übernachtungsmöglichkeiten muss tief in die Tasche gegriffen werden. „Bis zu 400 Euro sollten wir für eine Nacht bezahlen. Das war uns zu teuer. Daher haben wir uns in Dubai eine Unterkunft gesucht und sind dann für das Spiel rübergeflogen“, erklärt Ceneli. Ihm folgen fast 300 000 Menschen auf TikTok.
Er informiert seine Follower täglich mit Neuigkeiten aus der Welt des Fußballs. Seinen Kurztrip nach Katar begleitete er ebenfalls mit der Kamera und gab somit Einblicke in seine persönlichen Eindrücke vor Ort. Ob während des Flugs, bei der Fahrt in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder direkt im Stadion, Ceneli filmte alles mit. „Wir sind überall herzlich empfangen worden, alle waren freundlich, die Fußballfans gut gelaunt und auch beim Einlass ins Stadion gab es keinerlei Probleme“, denkt der 22-jährige an seine Reise zurück. Aber auch er sieht diese Weltmeisterschaft kritisch, sagt aber dennoch: „Wir als Fans haben keinen Einfluss auf das, was bei der FIFA abgeht. Wir müssen es nicht akzeptieren, aber mehr oder weniger respektieren. Am Ende regiert Geld das Geschäft.“
Nicht gut angesehen
Im Austausch mit Menschen begegneten ihm häufig Vorurteile. „Die meisten gingen davon aus, dass ich Schweizer bin. Als ich jedoch klarstellte, Deutscher zu sein, waren die Menschen immer sehr überrascht. Sie konnten kaum glauben, dass es auch freundliche und offene Deutsche gibt. Einer sagte mir sogar, wir Deutschen gelten als arrogant und überheblich“, erzählt der Mörlenbacher fast schon gekränkt. Grund sei vor allem die mediale Berichterstattung. Ceneli versucht es zu erklären: „Sie haben das Gefühl, Deutschland mache die gesamten Menschen in Katar für alles verantwortlich, was in dem Land passiert und berichte zu einseitig. Das verletzt die Einwohner.“ Die Weltmeisterschaft 2022 habe vielen Facetten, viele Dinge über die man streiten könne und dennoch fällt das Resümee des Mörlenbacher eindeutig aus: „Bitte keine Winter-WM mehr. Für uns Fans ist das Fußballschauen im Sommer bei warmen Temperaturen und Public Viewing eindeutig attraktiver“, scherzt er, obwohl er das morgige WM-Finale Argentinien gegen Frankreich ohnehin bei sich zu Hause schaut. „Das ist besser für meine Berichterstattung. So kann ich die Live-Übertragung auch mal stoppen, gegebenenfalls zurückspulen und direkt Content für meine Kanäle aufzeichnen“, erklärt der 22-Jährige, der privat selbst für den FSV Rimbach auf dem Platz steht.
Die Frage nach seiner Einschätzung zum WM-Finale kommt wie aus der Pistole geschossen: „Ich, als größter Lionel Messi- Fan, hoffe natürlich, dass Argentinien den Pokal nach Hause holt. Außerdem besagt eine Legende, dass ein amtierender Weltmeister den Titel nicht zweimal in Folge holen kann.“ Der Höhepunkt der WM 2022 in Katar wird am Sonntag um 16 Uhr live in der ARD übertragen. Über die aktuelle Weltmeisterschaft hinaus, spricht Ceneli im Podcast außerdem über den Spitzenfußballer Christiano Ronaldo und seinen eventuell zukünftigen Verein. jlu
Quelle: www.wnoz.de